Nachdem ich euch im Juni das erste Mal mit dem Thema Solaranlage bzw. Balkonkraftwerk belästigt habe, dreht sich dieser Beitrag um den Ertrag der Monate Juli und August.
Vorab noch ein paar Informationen zu meinem Balkonkraftwerk. Es besteht aus zwei jeweils 320 Watt Modulen, welche besonders Beschattungsresistent sind. Als Wechselrichter sind zwei Envertech EVT300 Microwechselrichter verbaut, welche maximal 600 Watt erzeugen können. Die Anlage ist mit einer südlichen Ausrichtung und einem Winkel von 30+° an der Hauswand befestigt.
Erzeugung & Eigenverbrauch
Obwohl die Monate Juli & August bei mir von vielen Regentagen durchsetzt waren, habe ich in Summe 118,64 kWh erzeugt. Dabei entfallen 60,33 kWh auf den Juli und 58,31 kWh auf den Monat August. Im ersten Moment klingt dies super, jedoch habe ich den erzeugten Strom nicht komplett selbst verbrauchen können. Von den erzeugten Kilowattstunden habe ich im Juli und August jeweils 9 kWh ins öffentliche Netz eingespeist. Gesamtbetrachtet habe ich somit nur 100,64 kWh eigenständig verbraucht. Umgerechnet bedeutet dies beim durchschnittlichen Strompreis von 0,30€ die Kilowattstunde eine Reduzierung der Stromkosten, um 30,19€
Der ein oder andere wird jetzt sagen, dass man doch für die ins Netz eingespeisten kWh eine Vergütung erhält. Das ist sicherlich richtig, jedoch habe ich bisher keine EEG-Umlage beantragt.
Sicherlich fragt ihr euch, womit ich die Werte gemessen habe? Alle Werte basieren auf dem Monitoring der Anlage, welche ich mit der Enverbridge EVB202 durchführe. Wenn ihr jetzt neugierig geworden seid, letzte Woche habe ich die Enverbridge vorgestellt 🙂
Autarkie
Auf Basis der Erzeugnisse beider Monate in Kombination mit meinem Stromverbrauch konnte ich meine Autarkie berechnen. Für die jenigen unter euch, welche mit dem Begriff nichts anfangen können eine kurze definition:
Autarkie kann als Selbstversorgung definiert werden. Im Zusammenhang mit einer PV-Anlage bedeutet dies, dass man losgelöst zum Stromversorger seinen Bedarf erzeugt hat.
Für die beiden Monate habe ich Insgesamt 522,64 kWh Strom verbraucht, wovon 259,33 kWh auf den Juli und 263,31 kWh auf den August entfallen. Der verbrauchte Strom pro Monat ist als 100% zu betrachten. Daraus ergibt sich ein Wert für 1% des Stromverbrauchs von 2,5933 kWh im Juli und 2,6331 kWh im August.
Beispielrechnung: 259,33 kWh / 100 = 2,5933 kWh
Anschließend müssen die selbst verbrauchten Kilowattstunden des erzeugten Stroms vom Balkonkraftwerk der Monate Juni und Juli entsprechend des 1% Wertes dividiert werden. Daraus ergibt sich für den Juli eine Autarkie von 19,79% und im August von 18,73%.
Beispielrechnung: 51,33 kWh / 2,5933 kWh = 19,79%
Im Umkehrschluss bedeutet die errechnete Autarkie eine Reduzierung der Stromkosten der Monate von 19,79% und 18,73%. Im Durchschnitt hatte ich eine Autarkie in beiden Monaten von 19,26%.
Eigenverbrauch
Der Eigenverbrauch beschreibt die verbrauchten Kilowattstunden, welche ich selbst erzeugt habe. Da es abgesehen von den Wintermonaten fasst unmöglich ist, jede Kilowattstunde, welche mein Balkonkraftwerk erzeugt selbst zu verbrauchen, folgt hier die Erklärung.
Mein Balkonkraftwerk kann maximal 600W ins Hausnetz einspeisen. Dabei wird dieser Strom direkt verwendet, um meinen zu diesem Zeitpunkt benötigten Stromverbrauch zu decken. Überwiegen wird dieser Stromverbrauch von der Grundlast erzeugt. Hinzu kommen weitere Verbraucher wie euer Notebook, wenn ihr euch Beispielsweise im Homeoffice befindet. Angenommen ihr würdet in diesem Moment 610W benötigen, bedeutet dies einen Bezug von eurem Strombetreiber von 10W. Häufig ist es der Fall, dass ihr eher zu viel Strom erzeugt und dieser Strom wird dann ins öffentliche Netz eingespeist.
Wie seht ihr, wieviel Kilowattstunden ihr eingespeist habt? Ganz einfach, euer Netzbetreiber wird euch, sobald ihr eine Anlage dort gemeldet habt, einen Zweirichtungszähler einbauen. Dort könnt ihr dann einfach erkennen wieviel kWh ihr insgesamt eingespeist habt. Dafür könntet ihr eine Vergütung verlangen, insofern ihr diese beantragt habt.
Kommen wir zur Berechnung meines Eigenverbrauchs. Im Juli habe ich 60,33 kWh erzeugt welche 100% darstellen. Ein Prozent wäre in diesem Fall 0,6033 kWh.
Beispielrechnung: 60,33 kWh / 100 = 0,6033 kWh
Jedoch habe ich 9 kWh ins Netz eingespeist, welche ich durch die 0,6033 kWh dividiere.
9 kWh / 0,6033kWh = 14,91%
Daraus ergibt sich eine Einspeisung von 14,91%. Zieht man die gerade errechneten 14,91% von 100% ab, erhält man den Eigenverbrauch von 85,09%
Alle Ergebnisse könnt ihr der folgenden Tabelle entnehmen:
Juli | August | |
Stromverbrauch gesamt | 259,33 kWh= 100% | 263,31 kWh= 100% |
Bezogen vom Energieversorger | 208 kWh | 214 kWh |
Eigenerzeugnis | 51,33 kWh | 49,31 kWh |
Autarkie | 19,79% | 18,73% |
Eigenverbrauch in Prozent | 85,09% | 84,57% |
Fazit
Zusammenfassend bin ich mit meinen erzeugten 100,64 kWh / 30,19€ sehr zufrieden. Natürlich habe ich noch keine Vergleichswerte aus einem vorherigen Jahr, dennoch finde ich dies eine gute ausbeute. Insofern ich die Investierte Summe meines Balkonkraftwerks bei der Bank geparkt hätte, müsste ich eine Verzinsung von 2,97% erhalten. Auch wenn dies im ersten Moment zur heutigem Zins nach einer guten Rendite klingt, ist dies im Gesamtkontext der Investition zu betrachten.
Insgesamt hat meine Anlage 1.015,63€ gekostet. Dabei wäre der Preis sicherlich deutlich höher, wenn ich meine Eigenleistung, wie Beispielsweise den Bau der Wandhalter und die Verkabelung beauftragt hätte. Auf Basis der vergangenen zwei Monate bedeutet dies ein Return of Investment(ROI) von gerundet 67 Monaten oder 5,6 Jahren. Setzt man dieser Zeit die gegeben Garantieansprüche und die Leistungsgarantie der Module gegenüber ist die Installation ein rentabler Deal in meinen Augen. Natürlich kann in den Wintermonaten nicht mit den Ergebnissen im Sommer kalkuliert werden.
Dadurch, dass ich die Produkte lange Zeit im Voraus teste, bevor überhaupt ein Beitrag entsteht kann ich auf die Werte seit Januar zurückgreifen und habe dieses Jahr bereits 112,10€ eingespart. Auf Basis dieser Werte komme ich auf einen realitätsnahen ROI von 6,04 Jahren. Dabei ist zu beachten, dass ich erst Mitte Januar das zweite Modul angeschaltet habe
Losgelöst von den finanziellen Aspekten finanziellen Aspekten ist der erzeugte Strom bei weiterem besser für die Umwelt als der vieler Stromanbieter. Natürlich wird für die Produktion, die Transportwege etc. auch die Umwelt belastet, doch bei einer garantierten Leistung von 30 Jahren liegt der Mehrwert deutlich auf der Hand.
Wenn euch diese Zahlenschlacht nicht gelangweilt hat, wird euch die folgende Anmerkung sicherlich gefallen. Ab sofort könnt ihr euch die Erträge meiner Anlage seit Anfang des Jahres sowie weitere Informationen auf der folgenden Seite ansehen.
UPDATE: Meine Jahresauswertung könnt ihr im neuen Artikel finden.
Video
Den ganzen Beitrag könnt ihr euch auch als Video auf meinem Youtube-Kanal ansehen.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen
Das Balkonkraftwerk ist ein erster Ansatz zur Autarkie !
Sinnvoller erscheint es mir sich auf Autarkie in Hinblick auf Klima Split gerät und im Winter auf Wärmepunpe mit dem billigen Strom der Pv Anlage zu entwickeln.
Zu dieser Kombi , kühlen und Heizen gibt es wenige Hilfen im Netz
Es fehlen Angebote für Inselanlagen mit Wärmepumpe und Klimagerät . Eine kleine Batterie gehärt natürlich auch dazu.
Eispeisung ins Netz mit einer Amortisation die nach meinem Ableben noch läuft ist unrentabel im Diesseits.
Hallo Ernst,
sicherlich ist ein BKW ein erster Schritt zur Autarkie. Ich stimme dir zu, dass es eine Inselanlage deutliche Vorteile gegenüber des BKW hat, da nachts der Bedarf über die Batterien gedeckt werden kann, jedoch sind diese Anlagen deutlich teurer. Ebenfalls bin ich vollkommen auf deiner Seite was das Thema Heizen und Warmwasseraufbereitung betrifft. Die ersten Ansätze, gerade für ältere Heizanlagen sind seit ein paar Jahren auf dem Markt, kommen bei mir leider nicht in Frage, da unsere Heizung erst vor drei Jahren getauscht wurde.
Das Thema Amortisierung mit Einspeisung ins Netz sehe ich jedoch unterschiedlich zu dir. Insofern ich das ganze Dach voll mit Solarmodulen hätte, welche ins Netz einspeisen und nicht zuerst in eine Batterie speichern, kann man über die aktuelle EEG-Umlage ewig warten. In meinem Fall ist die Amortisierung ausschließlich auf ein BKW mit 600W Leistung bezogen und eine geschätzte Amortisierung von 6 Jahren finde ich OK. Klar verschenke ich aktuell ein paar kWh, da diese eingespeist werden, dennoch kann ich nach den 6 Jahren von ca. 9-10 Jahren ausgehen, in welchen Die Anlage Strom produziert ohne dass ich größere Investition tätigen muss.