Die immer weiter steigenden Energiepreise haben einen regelrechten Boom von Balkonkraftwerken ausgelöst und an immer mehr Balkonen oder Häusern sind die Kraftwerke zu finden. Umso unglaublich ist es für mich, dass unser 600W Balkonkraftwerk jetzt seit zwei Jahren unermüdlich unseren Stromverbrauch reduziert. Alleine im vergangenen Jahr 2022 kamen dadurch 650,10 kWh zusammen. Doch je länger wir unser BKW betreiben, um so mehr Erfahrungen sammeln wir. Gleichzeitig haben wir in der Zwischenzeit den ein oder anderen Fehler bei Anschaffung bzw. Auswahl gefunden.

Erfahrungen

Im vergangenen Jahr hat unsere Anlage die Erwartungen mehrfach übertroffen. Alleine die Tatsache, dass wir fast 78 kWh mehr als im ersten Jahr erzeugt haben, sprechen für sich. Fairerweise muss ich anmerken, dass es wirklich ein sehr warmer und sonnenreicher Sommer war. Betrachten wir alleine die Sommermonate Juni – August kamen in den drei Monaten 235 kWh zusammen. Das sind über ⅓ des gesamten Jahresertrags und 49 kWh mehr als 2021 zur selben Zeit. 

Schnee & Reinigung

Neben unseren Rekorderträgen haben wir auch einige Optimierungen am Balkonkraftwerk vorgenommen. Beispielsweise haben wir nach den Wintermonaten eine Reinigung der Module vorgenommen und diese gleichzeitig auf mögliche Beschädigungen überprüft. Alleine durch die Reinigung, welche binnen einer Stunde erledigt war, konnte man eine direkte Auswirkung auf die Erträge beobachten. Der Unterschied lag pro Modul bei ungefähr 20-30 Watt Leistung. Leider setzte danach direkt der Saharastaub ein und wir durften noch einmal den Putzlappen schwingen. 

Ein leider immer seltener werdendes Phänomen namens Schnee war Anfang des Jahres ebenfalls vorhanden. Persönlich waren die Erfahrungen wirklich interessant, denn morgens gegen sieben Uhr waren die Module einmal komplett bedeckt. Dementsprechend gab es auch keine Erträge. Nachdem ich den Schnee entfernt habe, kamen fast 50 Watt zusammen. Natürlich reden wir hier von kleinen Erträgen, doch besser als nichts. An dieser Stelle der wichtige Hinweis, auf keinen fall die Module mit einer Schneeschaufel befreien oder einem Besen, welchen ihr zuvor dazu verwendet habt, die Straße zu kehren. Dadurch kann es zu schweren Beschädigungen an den Modulen kommen. Ich habe die Module mit einem sehr feinen Besen gereinigt, der eigentlich dazu gedacht ist, das Auto vom Schnee zu befreien. Identisch ist es bei der Säuberung der Module, ich habe meiner Frau ein Microfasertuch gemopst und damit die Module gereinigt. Dieses Tuch ist ab sofort ausschließlich für das Balkonkraftwerk reserviert.

Leistungsstarke Module

Als wir unsere Anlage vor zwei Jahren angeschafft hatten, haben wir einen Denkfehler gehabt, welcher uns heute “teuer” zu stehen kommt. Damals haben wir uns für zwei 320 Watt Module entschieden, die auch bei einem niedrigen Lichtlevel bessere Erträge liefern. Warum den größere Module anschaffen, wenn es eh eine Grenze von 600 Watt gibt? Genau hier liegt der Fehler! An Tagen mit wenig Sonnenstunden oder bewölktem Himmel würden Leistungsstärke Module mehr Ertrag bringen. Besonders schmerzhaft wird das ganze während der dunklen Jahreszeit, da es vermehrt Tage gibt, an denen wir gar keine Erträge hatten. Umso deutlicher kann man dies am Stromzähler und dem steigenden Stromverbrauch ablesen. Aus diesem Grund kann ich euch bei der Anschaffung nur dazu raten, mindestens 400W Module zu kaufen.

Speicher, Akkus & Nachteinspeisung

Aufgrund der steigenden Strompreise wird der Schmerz bei jeder unentgeltlich eingespeisten Kilowattstunde immer größer. Aus diesem Grund habe ich mich im letzen Jahr immer wieder mit dem Thema Speicher in Kombination mit einer Nachteinspeisung auseinandergesetzt. Doch bisher empfinde ich die Anschaffungskosten für die Akkus einfach zu teuer. Losgelöst aus welchem Blickwinkel ich das Thema betrachte, komme ich auf keinen grünen Zweig. Betrachtet man die Einspeisung der letzten zwei Jahre, komme ich auf insgesamt 144 kWh, welche ich sozusagen verschenkt habe. Bei den aktuellen Strompreise von 0,40€ liege ich bei ungefähr 57,60€, welche ich einsparen könnte. Wenn ich jetzt im besten Fall davon ausgehe, dass ich 30€ pro Jahr einsparen könnte, sind es in 10 Jahren knappe 300€. Alleine die Kosten für die Anschaffung des Akkus liegen hierbei schon deutlich höher. Aus diesem Grund habe ich das Thema Speicher aktuell für uns wieder verworfen.

Erträge 2022

Kommen wir zu dem wohl spannendsten Thema für viele euch, meine Erträgen 2022. Wie am Anfang bereits erwähnt, habe ich mit der Anlage 650,10 kWh erzeugt, wovon ich jedoch nicht alles selbst verbrauchen konnte. Insgesamt wurden 71 kWh unentgeltlich ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass wir 579,10 kWh selbst verbraucht haben. Bei den aktuellen Preisen setze ich für das vergangene Jahr einen durchschnittlichen Kilowattpreis von 0,40€ an. Umgerechnet kommt damit eine Ersparnis von 231,64€ für das Jahr 2022 zusammen. 

Jetzt dürft ihr aber nicht davon ausgehen, dass die Erträge Ende und Anfang des Jahres genauso gut sind wie im Frühling oder Herbst. Bei der Betrachtung der Zahlen je Monat wird deutlich, was ich sagen möchte. Wie im Diagramm gut zu erkennen, waren die ertragreichsten Monate von März bis August.

Balkonkraftwerk Erträge

Eigenverbrauch

Aus Sicht des Eigenverbrauchs relativieren sich die hohen Zahlen gerade in den Sommermonaten recht schnell. Von den insgesamt 71 kWh wurden in den ertragreichsten Monaten März bis August 55 kWh erzeugt. Jetzt würde ich jedoch behaupten, dass unser Haushalt einen sehr hohen Eigenverbrauch hat. Alleine die Tatsache, dass ich mich dauerhaft im Homeoffice befinde und dadurch viel des selbst generierten Stroms direkt verbrauchen kann. Hinzu kommt, dass meine Frau sich mit unserem zweiten Kind ebenfalls zuhause befindet und beispielsweise die Wasch- oder Spülmaschine nur tagsüber einschaltet. Wie in den vorherigen Beiträgen schon mehrfach erwähnt, haben wir unseren Verbrauch bzw. den Tagesablauf bezüglich des Stromverbrauchs, gerade im Sommer, nach den Sonnenstunden ausgelegt. Umgerechnet konnten wir dadurch 89,07% des erzeugten Strom unseres Balkonkraftwerks selbst verbrauchen.

Bei der Installation eures Balkonkraftwerks solltet ihr zuvor einmal euren Tagesablauf analysieren. Damit meine ich, dass eurer Balkonkraftwerk nicht Richtung Süden ausgerichtet sein sollte, wenn ihr Beispielsweise den ganzen Tag nicht zuhause seid. An dieser Stelle würde sich eine Aufteilung von zwei Modulen, eines Richtung Osten und das andere Richtung Westen empfehlen.

Balkonkraftwerk Eigenverbrauch vs Einspeisung

Autarkiegrad

Eine weitere spannende Frage, die mir oft gestellt wird, lautet: Wie viel unseres Stromverbrauchs durch das Balkonkraftwerk abgedeckt wird? Dazu müsst ihr zuerst wissen, wie hoch unser Netzbezug im Jahr 2022 war. Im vergangenen Jahr haben wir 3.819,55 kWh aus dem öffentlichen Netz bezogen. Zuzüglich des Eigenverbrauchs vom Balkonkraftwerk kommen wir auf einen gesamten Jahresverbrauch von 4398,65 kWh. Auf Basis dieser Werte lässt sich der Autarkiegrad einfach berechnen.

4.398,65 kWh / 100 = 43,9865 kWh 

579,10 kWh / 43,9865 = 13,16%

Somit haben wir 2022 13,16% unseres Strombedarfs selbst erzeugt.

Amortisation

Das zweite spannende Thema für viele ist die Amortisierung der Anlage. In meine Berechnung rechne ich seit Beginn an alle Kosten für die Anlage, Installationsmaterialien und die Halterung mit ein. Beispielsweise habe ich jeden einzelnen Dübel und jede einzelne Schraube mit eingerechnet. Somit komme ich auf eine Gesamtsumme von 1.015,63€, welche als Grundlage für die Amortisationsrechnung dient. Die Gesamtaufstellung aller Kosten findet ihr auf der separaten Seite zu meinem Balkonkraftwerk

Balkonkraftwerk Amortisation

Im ersten Jahr hat unsere Anlage 572,24 kWh erzeugt, wovon 499,24 kWh selbst verbraucht wurden. Damals habe ich einen Preis pro Kilowattstunde von 0,30€ angesetzt. Umgerechnet kamen damit 149,77€ zusammen, abgezogen von den Anschaffungskosten ist damit ein Restbetrag von 865,86€ offen geblieben. Zieht man jetzt die Erträge aus diesem Jahr in Höhe von 231,64€ davon ab, kommt man auf einen Restbetrag von 634,22€. Entsprechend hat unser Balkonkraftwerk in den ersten zwei Jahren Stromkosten von 381,41€ eingespart.

Auf Basis der Erträge aus den ersten zwei Jahren komme ich auf eine Amortisationsdauer der Anlage von 5,32 Jahren. Wie komme ich auf diese Zahl? Im ersten Schritt bilde ich den Mittelwert von 381,41€, was 190,70€ ist. Anschließend teile ich die Anschaffungskosten von 1.015,63€ durch den Mittelwert. Entsprechend 1.015,63 / 190,70 = 5,32 Jahre. Fairerweise muss man dazu sagen, dass alleine die preisliche Entwicklung am Energiemarkt in diesem Jahr die Amortisationsdauer deutlich reduziert.

Prognose

Jetzt gehe ich einmal davon aus, dass der Wechselrichter direkt nach seiner Garantiezeit von 15 Jahren defekt ist, was ich wirklich glaube. Dadurch würde der Austausch wahrscheinlich mit 600+€ inkl. Inflation für beide Wechselrichter zu Buche schlagen. Dadurch, dass die Module eine stetig fallende Leistung haben und nach 30 Jahren nur noch 80 Prozent liefern, bedeutet dies einen möglichen Gesamtertrag, auf Basis der ersten beiden Jahre von 16.295 kWh. Geht man von der Garantiezeit der Module aus sind es immerhin noch 6.915 kWh

Dieser Gesamtertrag mit dem heutigen Strompreis von 0,40€ pro Kilowattstunde multipliziert ergibt eine Gesamtsumme von 6.518€ oder bei den 12 Jahren 2.766€. Leider ist nicht davon auszugehen, dass der Strompreis konstant bleibt. Allein die vergangenen 20 Jahre hat sich der Strompreis in Deutschland um über 60 Prozent erhöht. 

Abzüglich der Wartungskosten durch den Austausch der Wechselrichter liegt der Gesamtertrag bei 30 Jahren bei 5.918€. Vorausgesetzt die Anlage hält nur 12 Jahre, läge der Gesamtertrag bei 2.166€. Natürlich, wenn jede Kilowattstunde eigenständig verbraucht wird und die Anlage keinen einzigen Tag ausfällt.

Jetzt einmal ganz offen, ich hoffe durch die oben erläuterte Rechnung wird deutlich, dass eine Prognose zwar möglich, aber auf Basis meiner Werte äußerst unrealistisch ist. In erster Linie bin ich von einem konstanten Leistungsabfall der Anlage ausgegangen. Der initial zugrunde gelegte Ertrag basiert auf dem Mittelwert der ersten zwei Jahre und obendrein kann keiner von uns sagen, wie sich die Sonnenstunden und die Energiepreise wirklich entwickeln.

Persönlich gehe ich davon aus, dass mir die Anlage gut 15-20 Jahre Strom produziert und ihre Anschaffungskosten zuzüglich 2.000€ Gewinn erwirtschaftet. Jedoch darf man nicht vergessen, dass die Entsorgung für die Anlage nicht kostenlos ist.

Fazit

Zusammenfassend habe ich die Anschaffung unseres Balkonkraftwerk bis zum heutigen Tag nicht bereut. Alleine die Ersparnisse der ersten zwei Jahre bestätigen mit jeder selbst erzeugten und verbrauchten Kilowattstunde das dies eine gute Investition war. Sicherlich könnte ich mich jetzt dauerhaft darüber ärgern, dass wir damals unsere Module zu klein ausgelegt haben. Jedoch fehlte mir zu diesem Zeitpunkt einfach das Wissen. Aus diesem Grund ist es mir so wichtig, euch mit auf unsere Reise mit dem Balkonkraftwerk zu nehmen, damit ihr nicht dieselben Fehler wie wir machen müsst.

Persönlich gehe ich davon aus, dass wir auch die kommenden Jahre mit steigenden Strompreisen rechnen müssen. Alleine die Veränderungen des vergangenen Jahres haben uns gezeigt, wie abhängig und machtlos wir von den Energieversorgern sind. Alleine aus diesem Grund finde ich die Anschaffung eines Balkonkraftwerks, insofern man die nötigen finanziellen Mittel, den Platz oder die Genehmigung erhält, mehr als sinnvoll. Weiterhin sind Balkonkraftwerke in meinen Augen eine gute Lösung für Mietobjekte, da diese jederzeit einfach wieder abgebaut werden können.

Geht man mal von einer Amortisation von durchschnittlich sieben Jahren eines Balkonkraftwerks aus, sind unsere Module für einen Leistungszeitraum von mindestens 30 Jahren ausgelegt. Entsprechend kann man mit 23 Jahren weiteren Erträgen rechnen. Persönlich wäre ich mit einer Laufzeit von 15-20 Jahren mehr als zufrieden. Die ganze Auswertung könnt ihr euch wie gewohnt auch auf meinem Youtube-Kanal ansehen.

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6 Kommentare

  1. Hallo,
    vielen Dank für die ausführliche und vor allem für Laien verständlichen Tests und Erklärungen. Diese haben dazu geführt, dass ich mich tatsächlich für ein leistungsstärkeres Solarpaneel-Paket entschieden habe. Besonders im Altbau, welcher meist eher sehr selten 100% optimal zur Sonne hin ausgerichtet ist.
    Besonders die Darlegung: Rentabilität eines Speichers hat mir erstmals so deutlich gezeigt, dass sich diese Anschaffung (auch im Kleinen) nicht lohnt, es sei denn man ist elektrotechnisch so fit wie einige Youtuber, die sich solch einen Speicher aus Einzelkomponenten selbst bauen können.

    Gestern (erste Installation mit 1 Modul zum testen) war ich zuerst etwas gefrustet, da die App keinen Ertrag angezeigt hatte. Aber diese Vorfreude auf die eigene Stromerzeugung hat bei mir den gedanklichen Platten verursacht, dass der Februar naturbedingt nun mal einer der ertragsschwächsten Monate ist. Aber am Ende des Tages (eigentlich nur 3 Stunden bei bewölktem Himmel) stand eine 0,1 kWh da. Der Mensch kann sich dann auch über kleine technische Dinge freuen.

    • Hi Tom,
      freut mich, dass dir meine Erklärung geholfen hat. Das Wetter ist aktuell wirklich nicht gut, gestern waren es bei mir 0,92 kWh mit beiden Modulen und den ganzen Tag im Einsatz. Bezüglich des Speichers trau ich mir es auch nicht zu diesen selbst zu bauen.

  2. Hallo,
    Sehr schöner Blog mit vielen guten Erfahrungsberichten. Nur ein kleiner Hinweis, die Entsorgung der Solaranlage ist kostenlos in jedem Recyclinghof oder Wertstoffhof zu machen. Aber nur in Haushaltsüblichen Mengen. Werde hier weiterhin interessiert lesen und mich informieren.

  3. Hallo,
    Wie habt ihr den Eigenverbrauch bzw. die Einspeisung in das öffentliche Netz gemessen? Die Wechselrichter messen ja nur die erzeugte Leistung.

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