Vor fast drei Jahren hat unsere Reise mit dem Balkonkraftwerk begonnen und fast genauso lange berichte ich euch auf DigitalDad darüber. Natürlich gibt es neben den vielen positiven Dingen auch negative Erfahrungen, welche ich immer ganz offen und transparent anspreche. Persönlich bin ich der Meinung, dass ein so tolles Produkt sich nur auf Dauer durchsetzen kann, wenn man auch die Schwachstellen beleuchtet.

Gerade die letzten Monate haben gezeigt, dass durch den Balkonkraftwerk Boom einige schwarze Schafe auf den Markt gekommen sind, die nur das schnelle Geld verdienen wollen. Genau dieses Vorgehen macht die jahrelange Arbeit der aufrichtigen „Kämpfer“ für das Balkonkraftwerk kaputt. Dabei darf man nicht vergessen, dass wir diesen Personen viel zu verdanken haben, beispielsweise die vereinfachte Anmeldung beim Netzbetreiber. Leider bleibt diese Arbeit und Anerkennung häufig auf der Strecke und man sieht nur die negativen Dinge der schwarzen Schafe, beispielsweise das fehlende Relay in den Wechselrichtern.

Aus diesem Grund gehe ich heute auf meine vier Fehler ein, die ich bei unserem Balkonkraftwerk gemacht habe und die ich mit meinen jetzigen Erfahrungen mit Sicherheit nicht mehr machen würde. Damit ihr ein besseres Verständnis über unsere Anlage bekommt, anbei der Link zu den Informationen über unser Balkonkraftwerk.

Fehler 1: Modulleistung

Der erste Fehler ist zugleich der Fehler, der mich persönlich am meisten ärgert. Unser Balkonkraftwerk besteht aus zwei 320 Watt Modulen, welche mit jeweils zwei Wechselrichtern auf 600 Watt begrenzt sind. Dabei ist wichtig, dass das aktuelle Einspeiselimit in Deutschland von 600W, hoffentlich bald 800W, sich ausschließlich auf den Wechselrichter bezieht. Dementsprechend können die Module deutlich mehr Leistung haben, als 600W. Warum ist das so wichtig und wo ist der Fehler?

Damals bin ich dem Trugschluss aufgesprungen, wenn ich nur 600 Watt einspeisen darf, warum sollten die Module größer sein. Genau hier ist der Fehler, denn die Module können bei den besten Bedingungen im Sommer und dem passenden Winkel wahrscheinlich 640 Watt liefern. Doch im Winter oder in der dunklen Jahreszeit werden Sie diese Leistung nie erreichen. Dementsprechend empfiehlt sich hier deutlich größere Module, wie beispielsweise ein 410W PERC Modul zu verwenden. Rein auf die Leistung bezogen kann das Modul 90W mehr Leistung erbringen, wodurch im Winter die Erträge steigen. Neben dem reinen Leistungsunterschied haben die PERC Module auch den Vorteil, dass sie gerade in den Morgen- und Abendstunden effektiver sind. Die meisten von uns benötigen gerade während dieser Zeit den Strom, da sie sich tagsüber im Büro befinden. Ein Nachteil haben die Module jedoch, je wärmer die Module werden, desto weniger Leistung bringen diese.

Glücklicherweise konnte ich einen direkten Vergleich mit den Werten eines Bekannten machen, der sich Anfang des Jahres ebenfalls ein Balkonkraftwerk zugelegt hat. Seine Module sind die oben beschriebenen 410W PERC Module.

Monat2x 320W Module2x 410W Module
Februar29,49 kWh34,23 kWh
März42,13 kWh45,78 kWh

Alleine in den Monaten Februar und März hat seine Anlage 8,39 kWh mehr Ertrag gebracht. Umgerechnet sind es bei 33 Cent die Kilowattstunde 2,76€. Betrachtet man die wahrscheinliche Erhöhung von 600 Watt auf 800 Watt, sind meine Module definitiv zu klein.

Fehler 2: Standort & Ausrichtung

Die Wahl des Standorts ist ein weiterer Faktor für höhere oder niedriger ausfallende Erträge. In den meisten Fällen ist die Wahl des Standortes auf den Balkon begrenzt. Insofern man das Glück hat, zwischen mehreren Standorten wählen zu können, hat man zugleich die Qual der Wahl. Identisch ist es mit dem Neigungswinkel der Anlage, richtet man dieses eher für den Sommer oder den Winter aus? Abhängig vom Installationsort ist dieser dann für die gesamte Betriebsdauer bindend, da man in einigen Fällen nur noch schwer an die Anlage kommt.

In unserem Fall ist die Entscheidung damals auf die Rückseite der Hauswand gefallen, welche Richtung Süden ausgerichtet ist. Noch vor zwei Jahren hätte ich dies klar als beste Position verteidigt, heute sieht es jedoch etwas anders aus. Die Ausrichtung ausschließlich gegen Süden ist optimal für Personen, welche den Strom tagsüber verbrauchen können. Durch meine Homeoffice Tätigkeit in Kombination mit der Elternzeit meiner Frau die damals beste Wahl. Fast drei Jahre später hat sich an diesen Faktoren zwar noch nichts geändert, aber nächstes Jahr wird meine Frau wieder ins Berufsleben einsteigen.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird sich unser Eigenverbrauch senken, da sie nicht mal eine oder zwei Waschmaschinen waschen oder Mittags das Essen kocht. Bitte versteht das Beispiel jetzt nicht falsch. Klar werde ich auch eine Waschmaschine einschalten und in der Mittagspause aufhängen können, jedoch eine zweite ist eher unwahrscheinlich. Fakt ist das, wenn sich mehrere Personen im Haus befinden, der Stromverbrauch einfach höher ist.

Verschattung & Flexibilität

Die unliebsame Verschattung hatte ich zwar bei der Standortwahl auf dem Radar. Dennoch habe ich vergessen, dass die Quelle allen Übels ein Baum ist und Bäume bekanntlich wachsen. Dementsprechend hat in den vergangenen Jahren der Baum an Umfang und Größe gewonnen, wodurch die Anlage je nach Jahreszeit länger beschattet ist. Obendrein wandert die Sonne bei uns ums Haus, sodass die Erträge ab einer gewissen Uhrzeit einbrechen, obwohl die Sonne noch einige Stunden zu sehen ist. Beispielsweise im Juni bricht der Ertrag gegen 15 Uhr auf 40 Watt ein, wobei die Sonne noch bis mindestens 19 oder 20 Uhr scheint. Hierfür gibt es zwar im Internet etliche nützliche Websiten zum Sonnenverlauf, doch diese kennen nicht die Höhe möglicher Verschattungsquellen

In diesem Jahr kam dann noch ein weiteres Thema hinzu, wir hatten ein paar Ausbesserungen an der Fassade. Dementsprechend musste die ganze Anlage von der Hauswand genommen werden, um das Gerüst zu stellen. Definitiv war es nicht einfach, die ganze Anlage abzubauen und dies hat mich nachdenklich gemacht. Obendrein ist die Position und der Aufbau nicht dafür geeignet, sich an den veränderten Sonnenstand anzupassen, womit wir zum dritten Fehler kommen.

Fehler 3: Halterung & Montage

Wie einige von euch wissen, mag ich es, handwerklich tätig zu werden. Aus diesem Grund habe ich mir damals kurzerhand meine Halterung für unser Balkonkraftwerk selbst gebaut. Vorteil, ich konnte die Halterung ganz auf unsere Anforderungen und Wünsche anpassen. Nachteil, ich habe nicht weit genug gedacht. Die Halterung ist in sich komplett starr und eine Anpassung des Neigungswinkels war nicht möglich. Wobei ich offen sagen muss, dass eine Veränderung des Neigungswinkels höchstwahrscheinlich die Installation von Stützen nach sich gezogen hätte.

Mir ging es beim Entwurf überwiegend darum, die Halterung so robust und sturmsicher wie möglich zu machen. Das Ziel habe ich wohl erreicht, zumindest ist die Anlage nie von der Wand gefallen oder im Sturm davon geflogen. Trotzdem gewinnt die Lösung keinen Schönheitspreis und die Säuberung der Module war auch eher aufwändig. Weiterhin hat es mir gezeigt, sobald etwas am Dach oder der Fassade gemacht werden muss, müsste ich jedesmal die ganze Anlage demontieren und habe mehrere Tage oder Wochen Ertragsverluste. In meinem Fall waren dieses Jahr ungefähr 30 Tage ohne Erträge in die Statistik gelaufen.

Bezüglich der Halterung war diese damals der kostengünstigste Weg eine Halterung zu bekommen, da die Halterungen zum damaligen Zeitpunkt entweder überteuert oder aus Metall bestanden. Da ich kein Freund von Rost bin, habe ich mich damals für Aluminium entschieden. In der Zwischenzeit haben sich die Preise jedoch stark verändert, was auf den Boom vom Balkonkraftwerk zurückzuführen ist. Entsprechend würde ich mir heute eine Halterung online bestellen. Obendrein sind diese von Haus aus bereits verstellbar im Neigungswinkel und euer Aufwand hält sich in Grenzen.

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Fehler 4: Monitoring

Der letzte Fehler bezieht sich auf die Überwachung der Anlage. Natürlich will jeder Betreiber vom Balkonkraftwerk wissen, wie hoch seine Erträge sind, um auf dieser Basis Berechnungen anstellen zu können. Zum damaligen Zeitpunkt sollte es schnell gehen und ich habe mich für die vom Hersteller des Wechselrichters eigene Lösung entschieden. Im ersten Moment ist die Lösung wirklich super und macht genau das was sie soll, dennoch ist die Abhängigkeit von einem Hersteller wirklich enorm. Ganz offen habe ich mich damals für die Lösung von Envertech entschieden und die Enverbridge EVB202 angeschafft. Die Lösung ist rein Cloudbasiert und benötigt zum Übermitteln der Daten ausschließlich die Bridge in eurem Netzwerk.

Die Problematik an der Lösung ist, dass eine konstante Internetverbindung gegeben sein muss, da ansonsten keine Werte übertragen werden. Hinzu kommt, dass es keinen Cache gibt, entsprechend habe ich in Summe schon mehrere Tage an Aufzeichnungen verloren. Dabei ist mal mein Internet ausgefallen oder der Betreiber hatte Probleme. Darüber sehe ich sogar noch hinweg, jedoch liegt das Problem im Austausch der Wechselrichter bzw. der Abhängigkeit von Envertech. Sollte ich mich dazu entscheiden, einmal einen anderen Hersteller zu testen, kann ich diesen nicht in das Portal einbinden. Entsprechend müsste eine neue Lösung angeschafft werden.

Wahrscheinlich für viele kein Kriterium ist die Einbindung in weitere Systeme wie den ioBroker zwar möglich, jedoch werden die Werte nur zeitverzögert aktualisiert. Dies hat nichts mit dem Adapter im ioBroker zu tun, den ich verwende, sondern vielmehr mit der Cloud des Herstellers.

Dementsprechend würde ich heute vielmehr auf Herstellerunabhängige Lösungen setzen, welche mir alle Wege offen halten, beispielsweise dem Shelly Plus 1PM.

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Fazit

Insgesamt sind die aufgeführten Fehler mit Sicherheit kein Beinbruch und gefährden nicht die Anlage. Dennoch ärgere ich mich bis heute am meisten, dass meine Module einfach zu wenig Leistung haben, da dies der einzige Fehler ist, den ich im Nachgang nicht ausbessern kann. Nichtsdestotrotz bin ich froh, diese Fehler gemacht zu haben, denn nur aus diesen Fehlern konnte ich lernen und euch diesen Beitrag verfassen 🙂

Wie im zweiten Fehler erwähnt, musste ich die Anlage von der Wand nehmen und habe diese Situation als Chance gesehen, meine Fehler zu verbessern. Dementsprechend habe ich meine Module jetzt aufgeteilt und damit die kommende Situation des sinkenden Eigenverbrauchs, durch den Wiedereinstieg meiner Frau ins Berufsleben, vorgegriffen. Jetzt befindet sich ein Modul auf der Garage mit einer Ausrichtung gegen Süden und einem Neigungswinkel von 34 Grad. Das zweite Modul ist auf einen Gartenschuppen gewandert und ist nun Richtung Westen ausgerichtet. Die Neigung wird in diesem Fall vom Dach des Schuppens vorgegeben und liegt um die 26 Grad.

Nachdem Umbau habe ich in den Sommermonate auf dem „Schuppen-Modul“ ganztägig Erträge, wodurch ich keinen Tag unter 1,5 kWh Ertrag mit Modul hatte. Das Modul auf der Garage hat eine neue Halterung, ebenfalls Marke Eigenbau bekommen, da das Material noch vorhanden war. Bei der Konstruktion habe ich darauf geachtet, dass ich den Neigungswinkel diesmal verstellen kann. Mal schauen, ob ich dies wirklich nutzen werde.

Zum Monitoring habe ich in diesem Jahr ein paar Beiträge veröffentlicht in den ich auf drei unterschiedliche Varianten eingehe. Aktuell Monitore ich Parallel zur Enverbridge die Anlage mit einem Shelly Plus 1PM. Jedoch werde ich diesen gegen den Shelly Plus 1PM Mini ersetzen, da dieser deutlich besser dazu geeignet ist.

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