Die vergangenen Jahre haben wir unser Smart Home immer weiter ausgebaut und um viele nützliche Automatisierungen ergänzt. Der damit einhergehende Luxus in Kombination mit der eigenen Faulheit hat auch seinen Preis und damit meine ich nicht die Anschaffungskosten. Mir geht es hierbei vielmehr um die dadurch stetig gestiegene Grundlast, welche am Ende des Jahres bisher nur den ein oder anderen Euro auf der Stromrechnung ausgemacht hat. Durch die gestiegenen Stromkosten sind die vermeintlich günstigen Verbraucher jetzt doch deutlich teurer geworden.

Ihr fragt euch jetzt sicher, welche Geräte ich eigentlich meine oder? Sprachassistenten, Babyphones, Flaschenwärmer oder die klassischen Standby-Verbraucher wie Fernseher, Computer, Bildschirme, Netzteile und vieles mehr. Natürlich können bei euch noch andere Geräte in Frage kommen, dazu mehr im folgenden Kapitel.

Analyse der Verbraucher

Mit Sicherheit fallen euch auf Anhieb mehrere Geräte ein, welche euren Stromverbrauch schleichend erhöhen. Dennoch sind es häufig die Geräte, an welche man nicht direkt denkt oder einem der Grundverbrauch nicht bewusst ist. Dementsprechend bin ich Raum für Raum durchgegangen und habe mir einmal aufgeschrieben, welche Geräte sich dort befinden und wie hoch deren Standby-Verbrauch ist. Anbei der Auszug meiner Auswertung:

Kinderzimmer 1

Schaltkreis / GeräteStandby-Leistung
Amazon Echo & TV3 W
Luftreiniger1,8 W
Babyphone1,4 W
Smarte Stehlampe0,2 W
Gesamt6,4 W

Kinderzimmer 2

Schaltkreis / GeräteStandby-Leistung
Babyphone, Funkwecker/Radio & Luftreiniger 4,2 W
Echo Dot Gen 4., TV & FireTV Stick, Hue Go etc. 4,05 W
Gesamt 8,25 W

Büro Patrick

Schaltkreis / GeräteStandby-Leistung
Handstaubsauger, NAS, Google Home Mini, Luftreiniger5,5 W
Schreibtisch (Notebook, 2x Bildschirme etc.)7,8 W
Drucker1,6 W
Smart Home Zentralen3,9 W
Gesamt18,8 W

Ihr fragt euch jetzt mit Sicherheit, wie ich den Verbrauch gemessen habe? Dazu habe ich eine einfache Messsteckdose verwendet, welche ich zwischen das Gerät und die Steckdose gesteckt habe. An dieser Stelle habe ich bewusst Geräte zusammengefasst, da sich diese an einem Schaltkreis oder an einem Mehrfachverteiler befinden. Solltet ihr euren Verbrauch auf dieselbe Art und Weise ermitteln, bedeutet das, dass ihr nicht den Verbrauch direkt nach dem Einschalten des Geräts verwenden dürft. Gerade während des Einschaltvorgangs ist der Verbrauch der Geräte deutlich höher. Ich habe für meinen Teil immer fünf Minuten gewartet und anschließend die Leistung abgelesen.

revolt Strommessgerät: Digitaler Energiekosten-Messer & Stromverbrauchs-Zähler, bis 3.680 W
  • Misst den Stromverbrauch • Berechnet Energiekosten • Großes Display • Einfache Bedienung
  • Stromverbrauchszähler mit digitaler Anzeige • Großes LCD-Display • Maße (B x H x T): 66 x 108 x 75 mm, Gewicht: 120 g
  • Viele Messwerte: misst und errechnet Energieverbrauch (0 – 9.999,9 kWh), Wirkleistung (0 – 3.680 Watt), Netzspannung (200 – 276 Volt) und Energiekosten (0 – 99,99 €) • Einfache Bedienung über 2…

Letzte Aktualisierung am 16.04.2024 / Affiliate Links (*) / Eine Veränderung des ausgewiesenen Preises ist nach der letzten Aktualisierung möglich / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Einsparpotenziale identifizieren

Im nächsten Schritt folgt die Ermittlung der möglichen Einsparpotenziale. Dazu habe ich sehr kritisch darüber nachgedacht, auf welche Geräte ich nachts oder während wir schlafen verzichten kann. Hierbei darf es natürlich zu keiner Beeinträchtigung unserer Sicherheit bzw. der Grundversorgung kommen. 

Das erste Einsparpotential habe ich bei den Kinderzimmern gefunden. Aktuell befinden sich unsere Kinder nur während der Schlafenszeit im Zimmer. Überwiegend läuft der Alltag der Kinder im Wohnzimmer ab. Dementsprechend kann der Strom Werktags von 6:30-19:30 Uhr und am Wochenende 8 -19:30 Uhr ausgeschaltet werden.

Anders wiederum sieht es in meinem Büro aus. Aufgrund meiner Homeoffice Tätigkeit sollte der Schaltkreis am Schreibtisch Werktags zwischen 6:30 und 23 Uhr immer eingeschaltet sein. Anders wiederum sieht es am Wochenende aus, dort reicht es zwischen 8 und 23 Uhr.

Ihr merkt, es kommt stark auf eure Gewohnheiten bzw. den eigenen Tagesablauf an. Eins wurde mir sehr schnell bewusst, die offensichtlichsten Einsparpotenzialen liegen bei den Sprachassistenten. Insgesamt haben wir neun Sprachassistenten im Einsatz, die alleine bereits eine Grundlast von 17,5 Watt erzeugen. Das sind am Tag alleine 420 Wh.

Weiterhin empfehle ich euch, nach eurer ersten Analyse die Ergebnisse mit einer zweiten Person zu besprechen. Nachdem ich mit meiner Frau darüber gesprochen habe, hat sich mir direkt gesagt, dass ich den Strom in ihrem Büro komplett abschalten soll und sie diesen nur bei Bedarf einschaltet. Identisch ist es mit einem Kinderzimmer, da der Kleine aktuell noch bei uns schläft. Daran hatte ich bis dato gar nicht gedacht.

Insgesamt haben wir die folgenden Einsparpotenziale gefunden:

Raum / SchaltkreisStandby-LeistungAusschalten
Kinderzimmer 16,4 WDauerhaft
Kinderzimmer 28,25 WWerktags 6:30 – 19:30 Uhr / Wochenende 8 – 19:30 Uhr
Büro Patrick18,8 WWerktags 23 – 6:30Uhr / Wochenende 0:30 – 8 Uhr / Drucker dauerhaft
Büro Chefin4,5 WDauerhaft
Wohnzimmer4,8 WWerktags 23 – 6:30Uhr / Wochenende 0:30 – 8 Uhr
SchlafzimmerWWerktags 6:30 – 19:30 Uhr / Wochenende 8 – 19:30 Uhr

Berechnung des Stromverbrauchs

Nachdem ich die Analyse für alle Räume abgeschlossen hatte, habe ich damit begonnen, den Verbrauch zu berechnen. Zur Berechnung benötigt ihr neben dem zuvor ermittelten Grundverbrauch, ebenso die Dauer, wie lange das Gerät ein- bzw. ausgeschaltet ist. Um die Einsparpotenziale hervorzuheben, habe ich ebenfalls den Verbrauch bei 24 Stunden berechnet.

Die Berechnung basiert auf der folgenden Formel:

Leistung pro Stunde X Ein- oder Ausschaltdauer in Stunden = Verbrauch in Wh pro Tag

Raum / SchaltkreisLeistungVerbrauch am TagSparpotenzial pro Tag
Kinderzimmer 16,4 W153,6 Wh153,6 Wh
Kinderzimmer 28,25 W198 Wh107,25 Wh / 90,75 Wh
Büro Patrick18,8 W451,2 Wh99,75 Wh / 119,7 Wh / + 38,5 Wh (Drucker)
Büro Chefin4,5 W108 Wh108 Wh
Wohnzimmer4,8 W115,2 Wh36 Wh / 36 Wh
Schlafzimmer3,2 W76,8 Wh28,6 Wh / 25,3 Wh
Gesamt571,6 Wh / 571,75 Wh

Im ersten Moment sieht das Ergebnis ganz gut aus, doch kann nicht davon ausgegangen werden, dass das Kinderzimmer 1 und das Büro meiner Frau wirklich dauerhaft ausgeschaltet sind. Dementsprechend handelt es sich bei allen oben aufgeführten Werten um das bestmögliche Ergebnis, welches wir erreichen konnten.

Insgesamt beläuft sich das Sparpotenzial auf 571 Wh pro Tag. Auf Basis des Strompreisdeckels im Jahr 2023 von 40 Cent pro kWh sind dies 0,228€ am Tag. Okay, 22 Cent am Tag klingt nicht viel, berechnet man die Ersparnisse auf ein Jahr, also 365 Tage liegt die Ersparnis bei 83,20€. Das sind umgerechnet 208 kWh. Die Werte können in ein paar Jahren definitiv anders aussehen, da die Strompreise entweder weiter steigen oder vielleicht sogar wieder fallen.

Technische Umsetzung

Blockly - Strom sparen

Nach der ganzen Theorie ging es an die technische Umsetzung. Dazu verwende ich den ioBroker, da ich keine Lust hatte, alles in den einzelnen Hersteller Apps zu konfigurieren. Ich gehe davon aus, dass ich durch die Vielfalt der unterschiedlichen Produkte irgendwann den Überblick verliere, in welcher App was konfiguriert ist. Dennoch bieten die mir bekannten Hersteller Apps jederzeit die Option Zeitpläne zu definieren, womit ihr die von mir aufgeführten Schaltungen realisieren könnt.

Die Realität

Dadurch, dass wir Anfang des letzten Jahres alles geplant und umgesetzt haben haben wir Anfang diesen Jahres bereits ein vorzeigbares Ergebnis erhalten. Insgesamt haben wir unsere Stromrechnung um 249 kWh reduzieren können. Natürlich kann nicht alles auf die automatisierte Stromabschaltung geschoben werden, da natürlich auch weitere Faktoren darauf eingezahlt haben. Beispielsweise hat es uns häufig getriggert bei verlassen des Hauses die Stromkreise abzuschalten. Dies haben wir nicht jedes Mal gemacht, dennoch hat dies ebenfalls einen Einfluss auf das Ergebnis.

Auf der Stromrechnung konnten wir diese Ersparnis nur teilweise erkennen. Der Netzbezug hat sich um 89 kWh reduziert, jedoch hat unser Balkonkraftwerk auch deutlich weniger produziert. Insofern du Interesse an der Auswertung aus dem dritten Betriebsjahr unseres Balkonkraftwerk hast, schau einfach in diesem Beitrag nach: Balkonkraftwerk Ertrag 2023 – Zahlen, Daten, Fakten. Die Reduzierung des Balkonkraftwerk lag bei 160 kWh, obwohl das Kraftwerk deutlich weniger erzeugt hat, konnten wir diesen Verlust durch die Automatisierung ausgleichen. Wären diese 160 kWh mehr aus dem Netz gezogen worden, hätten wir definitiv mit einer Nachzahlung rechnen müssen.

20222023Differenz
Netzbezug3819 kWh3.730 kWh– 89 kWh
Eigenverbrauch Balkonkraftwerk579 kWh419 kWh– 160 kWh
Stromverbrauch4.398 kWh4.149 kWh– 249 kWh

Amortisation

Die Kritiker unter euch sagen jetzt zurecht, ja doch die ganzen Investitionen in Zwischenstecker oder das Smart Home müssen auch beachtet werden. Definitiv sind die Investitionskosten nicht zu missachten. Gehen wir jetzt einmal davon aus, ich würde alle Schaltkreise bei mir mit smarten Steckdosen schalten, benötige ich insgesamt sechs Stück. Abhängig vom Hersteller kann dies schnell ins Geld gehen, da die Preise zwischen 6 – 40 Euro das Stück variieren. 

Nehmen wir einmal auf Basis meines letzten Beitrags, die Schaltsteckdosen von IKEA, welche 13 Euro kosten. Auf Basis der Ersparnisse, bräuchte man inklusive Zentrale ca. 1,73 Jahre, bis die Investition amortisiert ist. Im Vergleich könnte man mit den Shelly Plus Plug S Zwischensteckern eine Amortisationszeit von 1,5 Jahren erreichen. 

Alternativ dazu gibt es auch Sets mit drei oder vier Zwischensteckern für 6 – 30 Euro. Jedoch sind dies häufig unbekannte Hersteller mit minderwertiger Qualität. Mit Sicherheit gibt es dabei auch Ausnahmen.

Shelly Plug SIKEA TradfriNoName
Preis p. Stückca. 20 Euroca. 12,99€ca. 6 – 13,34€
Gesamtpreis
(6 Stück)
120€77,94 + Gateway 60 € = 137,94 €60 – 80€
Amortisation1,5 Jahren1,73 Jahren1 Jahr

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Fazit

Insgesamt haben wir im ersten Schritt durch die Analyse Einsparpotenziale von 208 kWh im Jahr identifizieren können. Die Realität übertraf sogar unsere Erwartung, sodass wir 249 kWh eingespart haben. Natürlich variieren die Ersparnisse von Haushalt zu Haushalt, dennoch zeigt unser Beispiel, wie oft man die stillen Verbraucher unterschätzt. In der Monatsansicht fällt diese Nachlässigkeit nicht wirklich auf, doch auf der Jahresabrechnung wird das ganze Thema deutlich.

Wenn ich jetzt ganz realistisch darauf zurückblicke, wie viel Zeit mich die Analyse und Umsetzung der Sparmaßnahmen gekostet hat, komme ich auf ungefähr vier bis fünf Stunden Aufwand. Offen gesagt finde ich diese Zeit mehr als gut investiert, wenn ich mir das daraus resultierende Ergebnis betrachte. Fairerweise muss ich dazu sagen, dass ich bereits alle Schaltsteckdosen bzw. die entsprechende Smart Home Technik im Haus hatte. Ebenfalls hatte ich keine Aufwände bezüglich der Beschaffung, Anlernen oder Installieren von Systemen.

Abschließend hoffe ich, dass ich euch anhand unseres Beispiels veranschaulichen konnte, dass es mit Sicherheit bei jedem Haushalt das ein oder andere Sparpotenzial gibt. Das Finden der Potenziale ist die eine Seite der Medaille, die Umsetzung die andere. Sicherlich sind die klassischen Kippschalter die einfachste und günstigste Lösung, doch sind wir mal ehrlich, wie oft vergisst man den Schalter zu betätigen? Gerne könnt ihr mir eure Ideen zum reduzieren des Stromverbrauchs, sowie die Umsetzung per Kommentar da lassen. Ich bin wirklich gespannt, welche Wege ihr gefunden habt.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein