Schon wieder ist ein Jahr vergangen und unser Balkonkraftwerk hat sein viertes Jahr fleißig an seiner Amortisation gearbeitet. Dementsprechend führen wir unsere Tradition fort und analysieren gemeinsam die Erträge, den Eigenverbrauch und ob sich unser Neuanfang gelohnt hat.

Natürlich gibt es am Ende auch ein Update zur aktuellen Amortisation, sowie eine Mini- Auswertung des Balkonkraftwerks meines Vaters, welches nach wie vor unter schlechten Voraussetzungen installiert ist.

Neue Erfahrungen

Da das Jahr 2024 wie ein Neuanfang für uns war, konnten wir reichlich neue Erfahrungen im Thema sammeln. Ursprünglich war unsere Anlage komplett Richtung Süden ausgerichtet, was gut zu unserem Alltag passte, als meine Frau noch in Elternzeit war. Da sie 2024 wieder voll ins Berufsleben eingestiegen ist, haben wir die Anlage aufgeteilt. Die Aufteilung der Module haben wir bewusst getroffen, da wir davon ausgegangen sind, dass unser Stromverbrauch tagsüber sinken wird. Dementsprechend ist ein Modul Richtung Westen ausgerichtet und das andere ist bei der südlichen Ausrichtung belassen worden.

Die erste positive Erfahrung seit der Aufteilung ist, dass sich die Erträge im Sommer kaum zu den Vorjahren unterscheiden. Dadurch, dass die Sonne im Sommer bereits früh hoch am Himmel steht, produziert das nach Westen ausgerichtete Modul fleißig Strom. Die Verschattung vom Haus auf das Modul ist im Sommer nicht zu spüren. Dennoch spielt die Verschattung vom Gebäude gerade im Winter eine große Rolle, was ich nach 1 1/2 Jahren, als dauerhafte Ertragseinbußen hinnehmen muss. Am meisten merkt man diese Einbußen im Dezember. Dort sind die Erträge um 50% eingebrochen. 

Ein weiterer spannender Punkt ist die Verwendung von sogenannten Solarmodul Wasserablauf Clips. Diese helfen dabei, Schmutz schneller vom Modul abzuleiten. Damit werden diese unschönen Ränder reduziert. Gerade aufgrund der recht flachen Installation des zweiten Moduls, habe ich diese für euch getestet und befinde mich in den letzten Zügen der Testphase. Das bisher ernüchternde Ergebnis rein auf die Erträge bezogen ist, dass ich keinen messbaren Unterschied erkennen kann.

Balkonkraftwerk Erträge 2024

Im vergangenen Jahr lag unser Ertrag bei 543,71 kWh, womit wir unsere Erträge zu 2023 um 43 kWh steigern konnten. Klingt im ersten Moment gut, jedoch ist zu beachten, dass die Anlage 2023 über einen Monat nicht in Betrieb war.

Von diesen 543,71 kWh konnten wir 86,57% selbst verbrauchen, umgerechnet 73 kWh, die unentgeltlich ins öffentliche Netz gespeist wurden. Mit einer Eigenverbrauchsquote über 86,5% bin ich sehr zufrieden, obwohl dies der schlechteste Wert seit Aufzeichnungsbeginn ist. Warum bin ich dennoch zufrieden? Meine Befürchtung war, dass durch den Wiedereinstieg meiner Frau ins Berufsleben die Eigenverbrauchsquote rapide sinken wird. 

Zum Vergleich lag unser Eigenverbrauch im Jahr 2023 bei 87,88%, umgerechnet 419,35 kWh. Im direkten Vergleich, seit der Inbetriebnahme lässt sich grafisch gut erkennen, dass der Eigenverbrauch zwar gesunken ist, wir dennoch mehr Strom zu 2023 verbrauchen konnten. Dies ist auch auf den gesteigerten Ertrag zurückzuführen.

Wie in der letzten Auswertung bereits erwähnt, kommt es durch die neue Ausrichtung gerade in den Wintermonaten, speziell im November und Dezember, zu deutlich weniger Erträgen. Diese Aussage muss ich auf Basis des vergangenen Jahres teilweise widerrufen, die Erträge im November mit 20 kWh lassen keinen Unterschied mehr erkennen. Der Dezember wiederum ist um ca. 5 kWh schlechter. 

Stellt sich jetzt die Frage, ob die Sommermonate diese minimalen Verluste ausgleichen? An unser Rekordjahr 2022 mit 650 kWh kommt die Anlage nicht mehr heran. Dennoch sind die 543 kWh aus 2024 nur 29 kWh unter dem Ertrag aus 2021 mit 572 kWh. Um den Vergleich noch zu untermauern, habe ich mir die Sonnenstunden in unserer Region aus 2023 & 2024 angeschaut. Diese unterscheiden sich um 8 Stunden. Aufgrund dieser Vergleiche war die Veränderung der Ausrichtung unserer Anlage rein auf Ertragsbasis keine gute Entscheidung.

Datenquelle: https://de.tutiempo.net/tageslichtstunden/mainz.html?y=2023

Zum Schluss schauen wir uns noch einmal die Erträge im Verhältnis zur Einspeisung an. Dort ist das typische Verhalten von Solaranlagen zu erkennen. Damit ist gemeint, dass in den Sommermonaten deutlich mehr Strom ins öffentliche Netz eingespeist wird, als in den Wintermonaten.

Erträge vs. Netzbezug

Wieviel Strom konnten wir 2024 im Verhältnis zum Netzbezug selbst produzieren? Insgesamt konnten wir mit den 470 kWh, 12,35% unseres Stromverbrauchs abdecken. Umgerechnet hatten wir einen gesamten Stromverbrauch von 3811,66 kWh, was für einen vierköpfigen Haushalt unter den geschätzten 4000 kWh pro Jahr liegt. 

Ein weiterer spannender Punkt ist die Veränderung unseres Stromverbrauchs. 2023 lag der Gesamtverbrauch bei 4.149,37 kWh und 2024 bei den erwähnten 3811,66 kWh, insgesamt 337,81 kWh Stunden weniger. Diese positive Veränderung lässt sich einfach erklären. Wir hatten 2024 kaum größere handwerkliche Arbeiten am Haus durchgeführt bzw. keine Arbeiten, welche den Einsatz von größeren Maschinen erforderten. Damit lag ich mit meiner Theorie aus dem folgenden Video richtig 🙂

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Zusammenfassend haben wir 3340,95 kWh aus dem öffentlichen Netz bezogen, was der zweit niedrigsten Wert seit Inbetriebnahme der Anlage widerspiegelt. Weiterhin haben wir unsere Waschmaschine durch eine neuere ersetzen müssen und die Smart Home Energiespar-Automatisierungen, über welche ich im folgenden Beitrag berichtet habe, haben einen großen Teil zur Reduktion des Netzbezugs beigetragen.

Amortisation

Die für viele von uns spannende Frage ist: Wie sieht es mit der Amortisation aus? Unsere Anschaffungskosten lagen vor vier Jahren bei stolzen 1.015,63 Euro, was durchschnittlich das Dreifache der aktuellen Preise neuer Anlagen darstellt. Anfang 2024 stand unsere Anlage noch mit -466,48€ im Minus, am Ende des Jahres betrug die Restschuld -318,97€. Im Klartext hat unser selbst verbrauchter Strom von 470,71 kWh einen Gegenwert von 147,51€. Dazu muss man wissen, dass unser Strompreis in den ersten vier Monaten 2024 33 Cent pro Kilowattstunde und seit dem 01.05.24 30 Cent pro kWh gekostet hat.  

Die folgende Tabelle veranschaulicht gut, wie wir unserem Etappenziel jedes Jahr ein Stück näher kommen. Aktuell gehe ich davon aus, dass sich die Anlage in zwei Jahren amortisiert hat. Damit liegen wir sogar unter den ursprünglich geschätzten 6,78 Jahren aus der ersten Auswertung nach einem Jahr in Betrieb, siehe Beitrag.

JahrEinsparungRestschuld
2021149,77€– 865,86€
2022231,64€– 634,22€
2023167,74€– 466,48€
2024147, 51€– 318,97€

Natürlich ist mir bewusst, dass eine Anlage nur noch schwer mit den aktuell auf dem Markt angebotenen Anlagen, sowohl preislich als auch von der Leistung her, zu vergleichen ist. Dennoch finde ich es wichtig, weiterhin transparent über unsere Anlage zu berichten, denn der Einsatzzweck ist sowohl bei neuen, als auch unserer Balkonkraftwerk derselbe. Reduzierung der Stromkosten.

Vater’s Balkonkraftwerk

Ein schöner Vergleich zu unserem Balkonkraftwerk ist die Anlage von meinem Vater, welche im April 2023 in Betrieb genommen wurde. Die Anlage ist mit einer südwestlichen Ausrichtung in Kombination mit einiger Verschattung ein gutes Gegenbeispiel für unsere Anlage. Das Balkonkraftwerk besteht aus einem 410 Watt Modul und einem Wechselrichter, welcher auf 300 Watt begrenzt ist. Die Neigung beträgt ca. 85°, also alles nicht wirklich optimal.

Nichtsdestotrotz hat diese Anlage im vergangenen Jahr  234,78 kWh erzeugt, wovon 78,55% selbst verbraucht wurden. Insgesamt konnte mein Vater damit eine Reduzierung der Stromkosten von 62,03€ erreichen. Aufgrund seiner “günstigen” Anschaffungskosten von 435,05€ zusätzlich einer einmaligen Förderung der Stadt Mainz, liegt seine Amortisation bei 68%. Identisch zu unserer Anlage, jedoch nach 1 Jahr und 8 Monaten. Dieses Beispiel macht deutlich, wie stark die Preise gefallen sind und wie schnell sich Balkonkraftwerke amortisieren können. Dies ist natürlich stark vom eigenen Stromverbrauch abhängig.

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2025, wo führt die Reise hin?

Das erste Etappenziel ist immer deutlicher am Horizont zu erkennen. Die Amortisation vom Balkonkraftwerk und damit die Schaffung von jährlichen Gewinnen kommt immer näher. Im Allgemeinen macht es nach wie vor Spaß zu sehen, wie diese kleinen und offen gesagt veralteten Module Tag ein Tag aus ihr Bestes tun, um unseren Stromverbrauch zu reduzieren. 

Dadurch, dass die Amortisation immer näher rückt, spiele ich mit dem Gedanken, die Module im siebten Jahr gegen leistungsstärkere Auszutauschen und mit den alten Modulen eine Inselanlage zu realisieren. Diese Gedankenspiele befinden sich erst am Anfang und wer weis auf welche Ideen ich bis dahin noch komme. Eins kann ich euch versprechen, ich nehme euch wieder mit bei meinen Ideen 😀

Am Ende der Auswertung von 2023 habe ich das Thema Einspeisevergütung erwähnt und dass ich dieses Thema angehen möchte. Dies ist immer noch der Fall, doch ganz ehrlich gesagt habe ich immer eine neue Ausrede gefunden, das Thema auszusitzen. Doch dieses Jahr steht es ganz oben auf der Agenda.

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